Nicht allein beim Sport gilt Fairness als das oberste Prinzip. Auch in dem Verhältnis zwischen Franchise-Geber und Franchise-Nehmer spielt Fairness eine große Rolle. Die Systempartner sind gut beraten, wenn sie dieses Gebot beachten.
Wirtschaftsleben und Fairness – diese Begriffe werden heute vielfach als Gegensatzpaar verstanden. Ein Großteil der Unternehmen hat auch tatsächlich keine Skrupel, Interessen erforderlichenfalls mit unlauteren oder rechtswidrigen Methoden durchzusetzen. Oft fehlt dabei sogar das Unrechtsbewusstsein. Ob das im allgemeinen Wirtschaftsleben wirklich jemals anders gewesen ist, darf mit Recht bezweifelt werden. Allerdings verklärt sich oft der Blick von Unternehmern, wenn von den „Hanseatischen Kaufleuten“ erzählt wird, die angeblich so ehrenhaft waren, dass ein Handschlag als Sicherheit genügte.
Unter Fairness ist im Wirtschaftsleben mehr zu verstehen, als rechtmäßiges Verhalten. Es versteht sich von selbst, dass Vertragspartner ihre Verpflichtungen ordnungsgemäß erfüllen müssen. Fairness im Wirtschaftsleben bedeutet, seine Rechtsposition nicht übermäßig auszunutzen. Fairness bedeutet, bei der Ausübung von Rechten auf den anderen Partner Rücksicht zu nehmen. Fairness bedeutet, sich nicht in unlauterer Weise Vorteile zu verschaffen.
Der Gesetzgeber des 19. Jahrhunderts hat diese Aspekte im Bürgerlichen Gesetzbuch, das bis heute in veränderter Form gilt, vorher gesehen. Dort heißt es, Leistungen seien so zu erbringen, wie es „Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte“ erfordern. Das ist, könnte man sagen, eine altmodische Umschreibung des modernen Begriffs der Fairness.
Beim Franchising ist Fairness nicht unbedingt ein Fremdwort. Treu und Glauben spielt, das haben Gerichte immer wieder deutlich gesagt, für Franchise-Geber und Franchise-Nehmer eine besonders große Rolle. Dieser Umstand erwächst aus der schlichten Notwendigkeit, dass die Systempartner aufeinander angewiesen sind und oft jahrzehntelang zusammen arbeiten müssen. Unfaires Verhalten wäre beim Franchising auch unklug: Wer sich unfair verhalten würde, müsste befürchten, an anderer Stelle selbst gefoult zu werden. Es macht deshalb weder für Franchise-Geber noch für Franchise-Nehmer einen Sinn, durch unlautere Mittel einen kurzfristigen, punktuellen Vorteil zu erlangen, wenn damit langfristig der Zusammenarbeit die Grundlage entzogen wird.