Der Erfahrungsaustausch ist einer der wesentlichen Vorteile, die eine Franchise-Partnerschaft für Unternehmer mit sich bringt. Von Unternehmer zu Unternehmer können Erfahrungen ausgetauscht, Sorgen diskutiert und Erfolgsrezepte weitergegeben werden. Ein jährliches Highlight ist hier die Jahrestagung, bei der alle Franchise-Partner zusammen kommen, diskutieren und ihre Erfolge in einer besonderen Atmosphäre feiern. Doch gelingt das immer? Und wenn ja, wie?
Viele Jahrestagungen verzeichnen schlechte Teilnahmequoten. Bei manchen Franchise-Systemen nehmen noch nicht einmal 70 Prozent der Partner teil. Der Grund ist leicht gefunden – eine Lösung für die schlechte Systemperformance nicht. Denn viele Franchise-Partner sehen in dem Angebot ihres Franchise-Gebers zur Jahrestagung keinen Vorteil für sich als konzept- und markenorientierte Unternehmer oder gar als Privatperson. Zu oft versucht der Franchise-Geber nämlich, die systemisch notwendigen Aus- und Fortbildungselemente mit einem „dazwischen geschobenen“ und meist preiswerten Freizeitprogramm zu verbinden. Die zwei zentralen Fragen lauten also:
- Welche Form von Aus- und Fortbildung kommt an?
- Was für ein Freizeitprogramm macht Sinn?
In der Praxis zeigt sich, dass die Aus- und Fortbildung auf einer Jahrestagung einen hohen interaktiven Charakter haben muss. Die Franchise-Partner sollten an wichtige Themen herangeführt werden und dazu dann untereinander ihre Erfahrungen austauschen. Dabei sollte der Erfahrungsaustausch locker, ohne Zwang und ohne Sprecher oder Protokoll stattfinden. Die „alten Hasen“ sollten genauso untereinander bleiben und diskutieren wie die jungen Senkrechtstarter. Lediglich die schwachen Franchise-Partner sollten durch eine Moderation unterstützt werden. Drei Fehler müssen vermieden werden: (1) Lange Berichte der Franchise-Zentrale, des Beirats und anderer formeller Gruppen des Franchise-Systems. (2) Mahnende Vorträge, die den Franchise-Partnern mit vielen Längen und wenigen Höhepunkten vorgetragen werden. (3) Erfahrene und sehr gute Franchise-Partner als Ausbilder ausnutzen und auf Gruppen mit weniger erfolgreichen Franchise-Partnern verteilen. Ihnen wird so der für sie die interessante Erfahrungsaustausch verwehrt.
Wenn man Franchise-Partner nach dem idealen Freizeitprogramm fragt, dann erwarten sie Vielfalt und Miteinander. Es soll das Zugehörigkeitsgefühl stärken und vor allem Spaß machen. Bustouren von links nach rechts, Wanderschaften über Stock und Stein, Spielchen oder Selbsterfahrungsrunden – sie alle sprechen immer nur den Einzelnen an (wenn überhaupt). Vielmehr gilt es, ein geniales und passendes Event zu finden und dieses gekonnt in die Jahrestagung zu integrieren. Agenturen können hier eine effektive Unterstützung bieten. Dabei muss der Franchise-Geber oftmals tiefer in die Tasche greifen als ihm lieb ist. Es empfiehlt sich, hier vorzusorgen und die entsprechenden Rückstellungen zu bilden.
Mein Fazit: Jahrestagungen müssen auch für den Franchise-Geber ein Highlight bilden und dürfen in ihrer Anlage keine Pflichtveranstaltung sein. Sie müssen nicht nur ihr Geld wert sein, sondern auch die Zeit und Mühe, die Franchise-Geber, Franchise-Zentrale und Franchise-Partner darin investieren.
ERFA, Kommunikation, Systemsteuerung