Geht es um die Führung der Franchise-Partner, kommen immer wieder die gleichen Fragen auf: „Warum befolgen meine Franchise-Partner die Erfolgsrezepte meiner Franchise-Zentrale nicht besser?“ „Warum können meine Franchise-Betreuer nicht mehr ausrichten?“ Die Antwort ist erschreckend leicht und gleichzeitig bitter. Viele Franchise-Geber treffen mit ihren Erfolgsrezepten – meist in Handbüchern dargestellt – weder den Nerv des Franchise-Partners noch sind ihre Erfolgsrezepte hinreichend genau beschrieben.
In Handbüchern findet man häufig Formulierungen wie „Man sollte…“ oder „der Franchise-Partner könnte…“. Weiter geht es mit „einen geeigneten XY findet man…“, „ … XY gilt es, engagiert motivieren …“ oder „… adäquat zu entlohnen…“. Und zum Schluss wird dann meist noch darauf hingewiesen, dass der Franchise-Partner immer den möglichen wirtschaftlichen Rahmen im Auge behalten sollte, aber dennoch zielorientiert vorgehen sollte.
Es ist für mich immer wieder erschreckend, wie wenig konkret die Erfolgsfaktoren in den Handbüchern beschrieben sind. Man bekommt das Gefühl, dass der Autor selbst keine Lust und/oder kein ausreichendes Wissen hatte, um die empfohlen Maßnahmen und/oder den notwendigen Prozess nutzwertorientiert (also direkt und einfach umsetzbar) zu formulieren. „Der Partner soll das doch vor Ort selber entscheiden – schließlich ist er ja ein Unternehmer“, lautet dann meist die Ausrede.
Kein Wunder, dass bei derartigen Voraussetzungen auch die Franchise-Betreuer keinen einfachen Job haben. Denn im Beratungsalltag müssen sie das fehlende Wissen und/oder die fehlende Konkretisierung selbst vorbringen oder gar erfinden. Stellen Sie sich doch mal einen Backkurs vor, in dem der Trainer lediglich verkündet, dass zu einem guten Kuchen ein ortstypisches Mehl, frische Eier oder ein üblicher Ersatz, Butter mit hohem Fettgehalt und Haushaltszucker gehören. Je nach Geschmack könne der lernende Bäcker dann noch weitere Zutaten wie Schokolade, Früchte oder Nüsse verwenden. Aber Achtung: Für den Grundteig dürfen nur geeignete Zutaten verwendet werden und die im Ofen vorgewählte Temperatur sollte dringend beachtet werden. Das Rezept ist nicht falsch – alles stimmt! Und dennoch: Seine Oberflächlichkeit macht es für die Führung der Franchise-Partner im Alltag unbrauchbar. Es stellt zudem die Kompetenz der Franchise-Zentrale und vor allem der Betreuer in Frage.
Fazit: Jeder Franchise-Geber sollte sein alltägliches und praxisorientiertes Wissen durchforsten und die darin zu findenden Allgemeinplätze entsorgen. Entstehen müssen Leitfäden, die den Erfolg aller erleichtern und vor allem die Kompetenz der Franchise-Zentrale unterstreichen. Die Belohnung für die getane Arbeit folgt dann unmittelbar. Zum einen wird dann überall der richtige Kuchen gebacken und zum anderen steigt auch die Stimmung in der Franchise-Zentrale und im Franchise-System unmittelbar.
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